Organspende in Deutschland und im Saarland         Daten , Zahlen, Fakten

Zur Beurteilung der Entwicklung der Organspende werden umfangreiche Statistiken von der DSO (Deutschen Stiftung für Organtransplantation) http://www.dso.de/presse/pressebilder-und-grafiken.html und Eurotransplant http://statistics.eurotransplant.org/  zur Verfügung gestellt.

Die Auswertungen orientieren sich an den Organisationsstrukturen der beiden Organisationen, so dass für das Saarland keine spezifischen aktuellen Statistiken zur Verfügung gestellt werden.

Neben den Veränderungen der absoluten Spenderzahlen, ist   die Entwicklung der Anzahl der Spender pro Million Einwohner des Bezugsbereiches eine der wichtigen Kennzahlen.   

Mit 11,0 Spendern pro Million Einwohner liegen wir als Deutschland auch im Jahr 2023 auf einem der hinteren  Plätze im Eurotransplant Verbund.

Vergleicht man die Spenderzahlen normiert auf eine Million Einwohner, so liegen alle europäischen Länder erheblich, bis zu Faktor 3, über den Spenderzahlen in Deutschland. Trotz einer breiten öffentlichen Diskussion sind die Ursachen dieser Entwicklung nicht eindeutig identifiziert. 
Analysiert man die Zahlen, so ist der Grund beim Erkennen und Identifizieren des Hirntodes zu suchen. (siehe Beitrag weiter unten.)  
Im Eurotransplant-Verbund hat im Jahr 2022 auch Österreich in einem relevanten Umfang Organe nach Herzstillstand entnommen. Damit ist Österreich (8% der Entnahmen) nach Belgien (42% der Entnahmen) und den Niederlanden (60% der Entnahmen) das dritte Land, das diese Möglichkeit nutzt.

Wichtigste Grundlage für ein funktionierendes Organspendesystem ist, neben funktionierenden Prozessen, die breite gesellschaftliche Akzeptanz der Organspende und eine mehrheitlich positive Einstellung der Gesellschaft dazu.


Seit 2010 sind die Spenderzahlen rückläufig!

Aus der Tabelle "potentielle Spender prozentual" wird deutlich, dass der Transplantationsskandal im Jahr 2013 seine größte Auswirkung hatte. In 2013 stieg die Ablehnungsrate auf 29,34%. Mittlerweile sind die Ablehnungsraten bei den Angehörigengesprächen besser, als vor dem Skandal und bewegen sich bei knapp bei 21%. Das Absinken der Spenderzahlen schreitet aber weiter voran, so dass man den Schluss ziehen muss, dass nicht das verlorene Vertrauen der Bevölkerung das Absinken der Spenderzahlen treibt.
Der prozentuale Anteil der realisierten Spender zu den potentiellen Spendern in anderen Eurotransplant Ländern oder auch in Spanien bewegt sich in der gleichen Größenordnung wie in Deutschland.
Dieser Umstand lässt den Schluss zu, dass nach dem die potentiellen Organspender identifiziert sind eine Widerspruchslösung nicht relevant mehr realisierte Organspenden bringt.  

Analysiert man die Jahresberichte der DSO etwas tiefer, so wird deutlich, dass der Rückgang der Spenderzahlen seit 2010 zu über 85% auf den Umstand zurück zu führen ist, dass immer weniger Patienten, mit einem vermuteten unumkehrbaren Ausfall der gesamten Hirnfunktionen, von den Entnahmekliniken zur DSO gemeldet werden.

Diese Fakten werden durch die folgenden beiden Tabellen untermauert.

Um die Spenderzahlen in Deutschland nach oben zu bewegen, gibt es nur einen Weg:

Die Entnahmekrankenhäuser müssen Ihr "Verhalten" bei Identifikation von potentiellen Spendern und deren Meldung zur DSO ändern.

Es müssen in Deutschland klare rechtliche Regelungen geschaffen werden, die zu einer Meldung verpflichten und auch ein Controllingsystem aufgesetzt werden, das es ermöglicht Abweichungen zu identifizieren und zu sanktionieren. 

Hier können wir uns durchaus ein Beispiel an unserem Nachbarn Österreich nehmen, die ein solches System schon lange Jahre installiert haben. 

Solange in Deutschland keine transparenten und nachvollziehbare Zahlen aus den Entnahmekliniken vorliegen, auf Basis derer man analysieren und agieren kann, wird sich wenig bewegen.  

Die neue Richtlinie zum Erkennen und Identifizieren von potentiellen Organspendern setzt genau hier an. Es bleibt zu hoffen, dass diese Richtlinie Wirkung zeigt. Mehr dazu in folgendem Artikel der MEDICAL TRIBUNE
https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/neue-richtlinie-soll-erkennen-potenzieller-organspender-verbessern

In Österreich werden aus den Kliniken über 40, in Spanien über 50 potentielle Spender pro Million Einwohner gemeldet, in Deutschland sind es gerade mal 16 potentielle Spender pro Million Einwohner.

 


Organspende im Saarland

Im Saarland haben sich die Zahlen der Organspender von 2010 nach 2013 mehr als halbiert.

Seit 2014 hat sich der Trend umgekehrt und es ist, im Gegensatz zu den bundesweiten Zahlen, ein Ansteigen der Spenderzahlen zu verzeichnen.

Im Jahr 2023 lag die Zahl der Spender aus saarländischen Krankenhäusern bei 21.

Zurückzuführen ist diese erfreuliche Entwicklung auf die Einbindung aller Stakeholder bei der Diskussion um das Ausführungsgesetz zum TPG, der schnellen Verabschiedung des Ausführungsgesetztes in 2014, die flächendeckend Schulung der Transplantationsbeauftragten und die Unterstützung und Beratung der Entnahmekrankenhäuser bei der Umsetzung des Gesetzes durch erfahrene Ärzte der Uniklinik Homburg.  
Verglichen mit Spanien liegt aber noch ein weiter Weg vor uns. 
Auffallend ist, dass die Spender aus den 2 großen Kliniken stammen. 

Entscheidend zur weiteren Steigerung der Spenderanzahl im Saarland wird sein, welche Maßnahmen in den anderen Klinken aufgesetzt werden und greifen, um dort alle Hirntodverdachstfälle zu erkennen und in diesen Fällen die als Voraussetzung für eine Organspende vorgeschriebenen Hirntoddiagnostik durchzuführen. 

Transplantation im Saarland

 

Im Saarland ist das Transplantationszentrum Homburg angesiedelt. Im Zentrum dürfen Lungen und Nieren transplantiert werden. Das Programm für Lebern ist aufgrund geringer Anzahl von jährlichen Transplantationen zur Zeit pausiert. Freundlicherweise stellt uns das Zentrum seine Zahlen zur Veröffentlichung zur Verfügung.