Fünfte „Oase geschenkten Lebens“ im Saarland

Nach bereits vier Gedenkstätten  für Organspenderinnen und Organspender im Saarland, im Stadtgebiet von Saarbrücken, ist am 6. April 2019 einen weitere „Oase geschenkten Lebens“  in der Kreisstadt  St. Wendel eingerichtet worden.

Dieses Projekt setzt den Startpunkt für die nächsten „Oasen geschenkten Lebens“ in den übrigen Landkreises des Saarlandes.

Die Initiative stammt von der Arbeitsgemeinschaft „Infoteam Organspende Saar“ (IOS) der beiden Selbsthilfen  „Junge Nierenkranke Deutschland e.V.“ und „Niere Saar e.V.“,  die die Interessen der Dialysepatienten und Nierentransplantierten im Saarland vertritt.  In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und  Familie wurde das Konzept erarbeitet.

Der Rotary Club St. Wendel unterstütze dieses Projekt finanziell (Sponsor der Gedenkstele), das den Abschluss einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit dem IOS zum Thema Organspende bildete.

Die Kreisstadt St. Wendel stellte die Fläche und den Baum  für die Gedenkstätte zu Ehren  der Saarländerinnen und Saarländer, die mit ihrer Organspende ihren Mitmenschen Chance und Hoffnung auf ein neues Leben geschenkt haben, zur Verfügung. Weitere Partner sind die Ärztekammer  des Saarlandes und die DSO (Deutsche Stiftung für Organtransplantation).

Markus Okuesa und Lisa Hahnenwald
Markus Okuesa und Lisa Hahnenwald

Der feierlichen Einweihung ging ein vom IOS gestalteter ökumenischer Dankgottesdienst voran.
Pfarrer Klaus Leist von  der Pfarreiengemeinschaft  St.Wendel, konnte in der Wendelinusbasilika mehr als hundert Gottesdienstbesucher, darunter Angehörige von Organspendern, Lebendspender, Organempfänger, Patienten auf der Warteliste, sowie viele Unterstützer aus dem ganzen Saarland, begrüßen.

„Du sitzt da im Wartesaal und niemand klopft an, die Liste ist lang und selbst die Hoffnung stirbt irgendwann…“, so zwei Zeilen aus dem Lied „Herz zu verschenken“, gesungen vom Komponisten Oku (Markus Okuesa) und der Band OQmanSolo, das  gleich zu Beginn alle Zuhörer sehr emotional in das Thema Organspende eintauchen ließ.

Generalvikar des Bistums Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg
Generalvikar des Bistums Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg

Wir sind beschenkte Menschen und haben uns nicht selber gemacht“, betonte darauf  der Generalvikar des Bistums Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg zur Eröffnung des Gottesdienstes. Als Menschen verdankten wir uns dem Schöpfergott, der alles Leben bewirkt. Daraus wachse die Aufgabe, aus Dankbarkeit  und „freien Herzens“ Leben weiter zu schenken an Menschen, die bedürftig sind.

Der Brief  von einer Mutter eines jugendlichen Herzempfängers an die Spenderfamilie, verlesen von Anne-Bärbel Blaes-Eise (DSO), ließ alle Anwesenden berührt  aufhorchen. Da ist auf der einen Seite  von tiefer Trauer  über den Verlust eines lieben Angehörigen die Rede, auf der anderen Seite von unbeschreiblicher  Freude eines Schwerstkranken durch die Großzügigkeit einer unbekannten Familie  weiterleben zu dürfen. Vor allem aber erzählt der Brief von der großen Dankbarkeit für ein unschätzbares Geschenk, das einem jungen Menschen eine zweite Chance gab. Eine Chance, die leider  nur sehr wenige bekommen!  

Pfarrer i.R. Gerhard Diercks
Pfarrer i.R. Gerhard Diercks

So appellierte Pfarrer i.R. Gerhard Diercks in seiner Predigt an alle: „ Es müsse eine Selbstverständlichkeit sein, dass jeder von uns einen Organspendeausweis bei sich hat, zu jeder Stunde“.

In dem  für den Gottesdienst  gewählten Auszug aus dem Johannesevangelium  (Joh. 15, 9-14) „Das Gebot der Liebe“, heißt es: „Niemand hat größere Liebe, als der, der sein Leben lässt für seine Freunde“.  Auch wer so große Liebe, wie in dem Wort Jesu beschrieben nicht habe, könne Menschen sogar noch nach dem eigenen Tod helfen, so lud  Pfarrer i.R. Gerhard Diercks ein, das Liebesgebot Jesu zu erfüllen.

Im Anschluss daran  trugen, begleitet von einer symbolischen Handlung, Betroffene, Ärzte, Vertreter von DSO, Kirche und Politik  die Fürbitten vor. Am Ende wurde auf einem großen Herz das Thema des Gottesdienstes „Organspende -  freien Herzens schenken“ sichtbar.

Die durchgeführte Kollekte kommt dem Verein „Herzkrankes Kind Homburg/Saar“ zugute.

Nach dem Song „Hurricane“ von der saarländischen Band OQmanSolo, der das Thema Organspende  im Gotteshaus sehr stimmig und  emotional ausklingen ließ, begleitete das musikalische Nachspiel des Organisten Sebastian Benetello  die Gottesdienstbesucher auf dem Weg nach draußen zu den Einweihungsfeierlichkeiten.

Bild: Franz Josef Bonenberger
Bild: Franz Josef Bonenberger

Am nahegelegenen Kugelbrunnen in der Straße „Zur Mott“  versammelte sich eine große Schar Interessierter, um der symbolischen Pflanzung eines Ginkgobaumes  als Zeichen der Hoffnung  und dankbarer Erinnerung, beizuwohnen.

Klaus Schmitt, Vorsitzender des Vereins „Niere Saar e.V.“ hieß alle Gäste herzlich willkommen und richtete seinen besonderen Dank an die lokalen Partner Peter Klär, Bürgermeister der Stadt  St. Wendel und Wolfgang Jung, Präsident des Rotary Club St. Wendel, die die Realisierung des Projektes „Oase geschenkten Lebens“ in seiner Heimatstadt ermöglicht haben. In seiner kurzen Ansprache erklärte  er, dass dieses „Herzens-Projekt“ von ihm und seiner Frau von dem Leitgedanken getragen ist, Raum, Dank und Anerkennung  für die großartige Gabe der Spenderinnen und Spender, aber auch für deren Familien zu schaffen. „Dieser Raum, so Schmitt wörtlich, kommt in unserer Gesellschaft zu kurz, ist beziehungsweise gar nicht vorhanden. Ich bin mir sicher, dass mit einer entwickelten Dankes- und Erinnerungskultur für die Spender sehr viel für die breite Akzeptanz der Organspende getan werden kann. Damit werden wir, da bin ich mir auch sicher, die zurzeit viel diskutierten Spenderzahlen  zwar langfristig, aber nachhaltig positiv beeinflussen.“

Wolfgang Jung Präsident Rotary Club St. Wendel, Anne Bärbel Bläs-Eise, DSO; Peter Klär, Bürgermeister der Stadt St. Wendel;  Dr. Jörg Rech, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie;  Bild: Bild: Franz Josef Bonenberger
Wolfgang Jung Präsident Rotary Club St. Wendel, Anne Bärbel Bläs-Eise, DSO; Peter Klär, Bürgermeister der Stadt St. Wendel; Dr. Jörg Rech, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie; Bild: Bild: Franz Josef Bonenberger

Dr. Jörg Rech, Vertreter des saarländischen Gesundheitsministerium, zeigte sich sehr froh und zufrieden darüber, dass das Projekt „Oase geschenkten Lebens“, welches seinen Beginn in der Landeshauptstadt hat, sich verstetigt hat  und nun auch in den Landkreisen des Saarlandes  fortgesetzt wird. Abschließend versicherte er, dass diese überaus wichtige  Veranstaltung  ein fixer Punkt  im jährlichen Terminkalender des Gesundheitsministeriums ist. Ein besonderer Dank ging dabei an das Infoteam Organspende Saar für die beispielhafte Initiative und an die Hauptinitiatoren Klaus Schmitt, Vorsitzender „Niere Saar e.V.“ und Hanna Schmitt, Beirat für Organspende im Vorstand Niere Saar.  Zuletzt drückte Wolfgang Jung, Präsident des Rotary Club St. Wendel, auch  seine Freude über die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem IOS  in der wichtigen Sache Organspendeaufklärung  in den beiden  zurückliegenden Veranstaltungen aus. Der Rotary Club werde, wie Jung betonte, auch weiterhin Öffentlichkeitsarbeit für das Thema machen.   

Nach der Pflanzung des Baumes durch die offiziellen Gäste enthüllte Barbara Scherer, die im November 2018 der Organspende ihres Mannes zugestimmt hatte gemeinsam mit Hanna Schmitt, die ihrer ältesten Tochter eine Niere geschenkt hat, die Stele.

Bild: Franz Josef Bonenberger
Bild: Franz Josef Bonenberger

Bei einem kleinen Umtrunk vor Ort  gab es bei strahlendem Sonnenschein noch ausreichend Gelegenheit zum Gedankenaustausch.

Hanna Schmitt