"Hotel zu den zwei Welten"

Theaterstück der Theater AG des Gymnasiums Wendalinum

Die Idee zum Einstudieren und zur Aufführung dieses Stückes ging auf die seit zwei Jahren bestehende Initiative zur Organspendeaufklärung durch das „Infoteam Organspende Saar“ (IOS) im Gymnasium Wendalinum zurück. Die Initiatoren erwarteten sich, dass dieses Stück dem Publikum einen anderen Zugang zu diesem wichtigen gesellschaftlichen Thema erschließt, aber auch die Diskussion in den Familien zum Thema Organspende anregt. Unterstützt wurde die Theater-AG bei der Realisierung des Projektes durch das IOS, den Landkreis St. Wendel und das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes. Schirmherr der Veranstaltung war der Landrat des Landkreises St. Wendel, Herr Udo Recktenwald.

Am Freitag und Samstag, dem 9. und 10. September 2016 führte die Theater-AG des Gymnasium Wendalinum das Theaterstück „Hotel zu den zwei Welten“ des französischen Schriftstellers Éric-Emmanuel Schmitt auf. Die vier Jungen und vier Mädchen der Klassenstufen 9 bis 12 und ihre Theaterleiterin Nicole Kneifel entschieden sich erst Ende Februar für dieses ernste Stück, das sich mit dem Leben und dem Tod und der Frage „Was kommt danach?“ auseinandersetzt. In etlichen Theaterproben an den Wochenenden und in den Sommerferien perfektionierten die jungen Darsteller ihr Schauspiel. Das Ergebnis wurde dem Publikum in einer 120-minütigen Darbietung präsentiert.

Im „Hotel zu den zwei Welten“ tritt Julien Portal (gespielt von Clemens Brill), ein Alkoholiker, der im Rausch mit seinem Auto gegen eine Platane gefahren ist, aus einem Fahrstuhl und befindet sich plötzlich auf einer Ebene zwischen Erde und Himmel. Dort trifft er auf Marie Martin (Sofia Kaydanska), die sich seit einem Herzanfall im Hotel befindet; den Magier Radschapur (Nino Steffeck), der einen Zuckerschock erlitten hat; den Präsidenten Delbec (Jacob Brill), der zwei Tage zuvor von einem Radfahrer umgefahren wurde; und Laura (Ines Recktenwald), ein herzkrankes Mädchen, das schon zum dritten Mal zu Besuch im Hotel ist und immer noch auf eine Herztransplantation wartet. Dr. S (Helena Vogelsang) und ihre beiden Engel (Antonia Lang und Konrad Kockler), die einzigen Angestellten des Hotels, sorgen sich um die Patienten, solange sie sich auf der Zwischenebene befinden. Dr. S erklärt dem verwirrten Julien Portal: „Alle Männer und Frauen, die hier Quartier genommen haben, sind gerade dabei, auf der Erde entscheidende Stunden durchzumachen. Überwacht von Ärzten, Krankenschwestern oder ihren Angehörigen, angeschlossen an Schläuchen, Infusionen, Elektroden befinden sie sich in dem Zustand, den ihr dort unten Koma nennt. Also zwischen Leben und Tod.“ Im Hotel zu den zwei Welten aber sind „Sie  frei von all den Schmerzen, die Ihr Körper dort unten durchmachen muss“. Hier warten sie ab, von allen Schläuchen und Geräten befreit, wie die Entscheidung auf Erden ausfallen wird: Überleben sie und fahren sie mit dem Fahrstuhl wieder nach unten zurück zur Erde? Oder sterben sie und es geht nach oben? Aber wohin? Das ist die zentrale Frage des Stücks.
 Das Publikum war begeistert, weil die acht Schüler und Schülerinnen nicht nur ihre langen und teilweise sehr philosophischen Texte perfekt beherrschten, sondern auch ihre Rollen sehr authentisch verkörperten. 

Der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, Dr. med. Josef Mischo, meinte nach der Aufführung: „Ich bin beeindruckt von der Professionalität, mit der die jungen Schauspieler mit Empathie und Engagement die Figuren dieses anspruchsvollen Stückes zur Darstellung brachten.“ Besonders eindrucksvoll war der Fahrstuhl, das zentrale Element des Bühnenbildes, das vom Vorsitzenden des IOS, Herrn Klaus Schmitt, seiner Frau Hanna Schmitt und dem verstorbenen Künstler Karl Heindl in wochenlanger, mühsamer Arbeit erbaut wurde. Mit dem gleißenden Licht und dem Nebel im Fahrstuhl, der dunklen Aula, bis ein leuchtender Pfeil dem Publikum verriet, ob die Komapatienten leben oder sterben würden, gelang es der Regisseurin Nicole Kneifel große Spannung aufzubauen. 

Am Ende erklang das Lied „Ich habe ein Herz zu verschenken“ des saarländischen Sängers Oku, das auf eindrucksvolle Weise dem Publikum die Möglichkeit gab, abschließend noch einmal über das Thema Organspende nachzudenken:

 

„Warten heißt sterben ...

Und du siehst, wie sie leidet,

und du siehst, wie sie wartet

und wartet

und wartet

und wartet

und wartet...“

In diesen 3 Minuten am Schluss des Stückes war es in der gut besetzten Aula so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Das Team wurde anschließend mit viel Applaus und Standing Ovation belohnt. Dies war dann auch Ansporn eine 3 Aufführung zu organisieren, nicht in der Schule, sondern im Saalbau St. Wendel. Die Stadt St, Wendel unterstützte diesen Ansinnen und so wurde das Stück, vor vollem Hause am 26. Oktober, wieder aufgeführt.

Mit über 800 Zuschauern bei den 3 Aufführungen ist das Kalkül des Infoteams, Menschen, die bei normalen Aufklärungsveranstaltungen nicht erreicht werden, zu sensibilisieren, aufgegangen. An den aufgebauten Informationsständen war in der Pause und nach der Aufführung reger Betrieb. Ausgelöst durch das Theaterstück wurden sehr tiefgreifend Diskussionen zum Thema Organspende geführt.

Nicole Kneifel; Hanna und Klaus Schmitt