Organspende – Thema im Ethikunterricht der              Max-Planck-Schule in Rüsselsheim

 

Montag 1. Juli, 13.30 – 15.00 Uhr

 

Am 1. Juli 2014 verließen Mitglieder des IOS erstmals zum Aufklärungsunterricht „Organspende“ saarländischen Boden.
Es hat sich bis nach Hessen rumgesprochen, dass im (flächenmäßig) kleinsten Bundesland Deutschlands eine Truppe unterwegs ist, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, von Mensch zu Mensch, die Bevölkerung, darunter zunehmend Schüler ab 16 Jahren, für das Thema Organspende zu sensibilisieren und umfassend darüber aufzuklären. So war das IOS bereits in Schulen in Saarbrücken, Neunkirchen, Weiskirchen und Theley aktiv zu Gast. Mit dabei waren stets, neben Referent Klaus Schmitt, seiner Frau (Nierenlebendspenderin) und einer weiteren, vom Thema persönlich Betroffenen (Organempfängerin), auch ein Arzt oder eine Ärztin der Homburger Uniklinik (Urologie).
Erfreulicherweise konnte Michaela Dellmuth (2.Vors. Niere Saar) für die Rüsselsheimer Veranstaltung Dr. med. Jens Mittler (Facharzt für Allgemeine Chirurgie, Arzt für Transplantation) von der Johannes Gutenberg Universitätsklinik Mainz gewinnen. Er war es schließlich der ihr vor knapp 20 Monaten das Geschenk ihres Spenders (Niere und Leber) überbrachte bzw. „einpflanzte“.
Frau Tina Scholz, Ansprechpartnerin und Lehrerin (Englisch und evangelische Religion) zeigte sich sehr erfreut über das Zustandekommen der Ihres Erachtens überaus wichtigen Unterrichtsstunden und über das qualifizierte Referententeam, das in seiner Zusammensetzung alle Informationen angefangen von Dialyse über Transplantation und Lebendspende aus persönlicher Erfahrung liefern konnte.
Am 1. Juli 2014 reisten also drei IOS-Mitglieder nach Rüsselsheim und waren gut in der Zeit, als sie gegen 12.30 Uhr die Max-Planck-Schule erreichten. Den ersten Kontakt hatten sie dort, wie sollte es anders sein, - mit einem Saarländer, einem von 100 Lehrern des ca. 1400 Schüler und Schülerinnen starke Gymnasiums. Er packte ganz selbstverständlich mit an, bis alle notwendigen Utensilien an Ort und Stelle bzw. in der Aula deponiert waren. Seine herzliche Einladung auf eine Tasse Kaffee im Lehrerzimmer nahm man gerne an.
Zusammen mit Frau Scholz, die sich noch eine Weile dazu gesellt hatte, ging es dann bald ans Werk.
Schnell waren die Rollups aufgestellt und ein Tisch mit Ausweisen, Flyern und Infobroschüren bestückt. Inzwischen war die Aula mit ca. 150 Schülern und Schülerinnen der Oberstufe (Q2) der sieben Ethik- und Religionskurse und einigen Lehrkräften gut gefüllt. Nachdem Klaus Schmitt einer Mitarbeiterin der hiesigen Presse (Main-Spitze) kurz Rede und Antwort gestanden hatte, startete er pünktlich um 13.30 Uhr den obligatorischen Musik-Videoclip: „von Mensch zu Mensch“. Der von Bo Flowers interpretierte Rap bringt das Thema Organspende mit klaren, offenen Worten auf den Punkt und findet vor allem bei jungen Leuten direkten Zugang.
Klaus Schmitt fand sich bei seinen anschließenden Ausführungen über das Transplantationsgesetz und einem allgemeinen Überblick zum Thema Organspende in Deutschland einem sehr aufmerksamen Auditorium gegenüber, das interessiert hier und da auch qualifizierte Zwischenfragen stellte. Auch die ethischen Aspekte, sowie die Sicht der verschiedenen Religionsrichtungen, wie Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus u.a. auf das Thema Organspende, wurden dabei hinreichend beleuchtet.
Gerade noch rechtzeitig eingetroffen, übernahm dann Dr. Jens Mittler das Wort. Ihm kam die Aufgabe zu das Thema Organspende aus medizinischer Sicht und den gesamten Ablauf einer Organspende zu behandeln. In seiner Begrüßung betonte er, dass es zwar für ihn ein Novum sei vor Schülern zu sprechen, es aber für ihn keine Frage war, der Bitte von Frau Dellmuth nachzukommen. Nach der Überlegung, wie er seine jugendlichen Zuhörer ansprechen sollte, nannte er sie schließlich: „ meine sehr verehrten Damen und Herren“, forderte sie vorab schon dazu auf Fragen zu stellen und bei noch größerem Wissensdurst sich einfach für ein Praktikum bei ihm an der Uniklinik zu bewerben. Dann legte er los. Er gab zunächst einen hochinteressanten Einblick in die Historie der Transplantationsmedizin und widmete sich darauf lange dem überaus sensiblen Thema Hirntod. Bei Fragen zur Hirntoddiagnostik scheute er sich nicht ins Detail zu gehen und bemühte sich dabei um klare und verständliche Aussagen. Ein Zitat von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, das da lautet: „Hüten Sie sich vor einfachen Antworten!“, hat er auch sich zum Wahlspruch gemacht, wie er seinem aufmerksam lauschenden Publikum versicherte. Bei seinen folgenden Schilderungen von Organentnahme und Transplantation gab er interessante Einblicke in die chirurgische Praxis. 
Im weiteren Verlauf kamen sowohl seine persönliche Einstellung zur gesetzlichen Regelung der Organspende, sowie mögliche Strategien gegen den Organmangel zur Sprache. Bei der Frage eines Schülers, ob es denn nicht machbar wäre aus Stammzellen Organe zu züchten, verneinte Dr. Mittler und bezeichnete diese Möglichkeit zur Lösung des Problems noch als reine „Zukunftsmusik“.
Die Zeit war an diesem Nachmittag dagegen schon weit fortgeschritten. Dr. Mittler verstand es seine Zuhörer so zu fesseln, dass aus geplanten 20 Minuten Vortrag locker ganze 50 Minuten geworden waren. Jetzt musste es schnell gehen, schließlich sollte Frau Dellmuth auch noch zu Wort kommen.
Einige Schüler mussten leider wegen wichtigen unumgänglichen Terminen schon aufbrechen. – Schade!
Ein Lehrer bat die Verbleibenden Frau Dellmuth ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, da gerade ihr Part, ein ganz wichtiger sei, den man auf keinen Fall versäumen sollte.
Eindrucksvoll schilderte Michaela Dellmuth ihr Erleben mit der prognostiziert totbringenden Krankheit, die schlimme Zeit mit der Dialyse, vielen Medikamenten und bedrohlichen Fieberschüben. Erst die erhoffte Listung für eine Doppeltransplantation (Niere und Leber) bei Eurotransplant und schließlich der erlösende Anruf aus der Uniklinik Mainz brachten neue Hoffnung. Den 13. November, Tag ihrer erfolgreichen Transplantationen, wird sie fortan jährlich in großer Dankbarkeit an ihren Spender als zweiten Geburtstag feierlich begehen! Ihr sehr emotionaler, unter die Haut gehender Beitrag wurde von allen mit großem Applaus bedacht.
Frau Scholz freute sich über die gelungene Veranstaltung und bedankte sich herzlich bei dem Referententeam.
Im Anschluss bildeten sich um Dr. Mittler noch lange kleine Trauben von Schülern, die ihre noch ganz persönlichen Fragen loswerden wollten. Schön, dass er als vielbeschäftigter Mediziner soviel Zeit mitgebracht hatte. Dank dafür!
Sein freundlicher Kommentar: „Man hat für alles Zeit, man muss sie sich nur nehmen!“ – Wie wahr!
Gegen 15.45 Uhr, weit länger als geplant, war auch für das IOS-Team die Schule endgültig aus. – Zumindest für dieses Jahr in Rüsselsheim.
Sowohl von den Schülern, wie auch von der anwesenden Lehrerschaft gab es auf die Unterrichtseinheit „Organspende“ ein so positives Feedback, dass von IOS Seite eine Wiederholung nicht ausgeschossen ist!

 

Hanna Schmitt