Tag der Organspende 2015                                                Erste „Oase geschenkten Lebens“ in Saarbrücken

Der Tag der Organspende am 6.Juni 2015 in Saarbrücken stand ganz im Zeichen der ersten „Oase geschenkten Lebens“. Alles was das IOS-Orga-Team (Klaus und Hanna Schmitt) an und um diesen Tag geplant hatte rankte sich um diese ganz besondere Aktion inmitten der Landeshauptstadt.
Kein Wunder! Das Projekt, das bei den Beteiligten lange unter dem schlichten Arbeitstitel „Baumpflanzaktion“ lief, bedurfte einer langen, intensiven und beharrlichen Vorbereitung.
Erstmals im März 2014 sprach Klaus Schmitt den damaligen Gesundheitsminister Andreas Storm auf das Vorhaben an, eine Erinnerungsstätte für saarländische Organspender an einem geeigneten Ort zu errichten. Die Idee lieferte eine Aktion in Halle, wo in einem sogenannten „Park des Erinnerns, Hoffens und des Dankes“ jährlich unter Mitwirkung Angehöriger von Organspendern und Prominenten ein Baum gepflanzt wird.
Der Gesundheitsminister teilte spontan die Begeisterung der Familie Schmitt für diese Sache und sagte seine volle Unterstützung zur Verwirklichung dieses Vorhabens zu. Das vom Ministerium für Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie, gemeinsam mit dem IOS (Arbeitsgruppe der Vereine Niere Saar ev. und Junge Nierenkranke Deutschland e.V. konzipierte Projekt sollte schließlich wie folgt aussehen:
im Stadtgebiet der Landeshauptstadt sollen an markanten Stellen, jährlich mit einem neu gepflanzten Baum, ergänzt durch eine Stele mit entsprechender Gedenktafel, Räume der Erinnerung und des Dankes an saarländische Organspenderinnen und Organspender eingerichtet werden. – „Oasen geschenkten Lebens“, so, letztendlich die stimmige Namensgebung der Initiatoren.
Oasen sind sowohl Lebensräume des (Aus)Ruhens nach langer anstrengenden Reise durch die Wüste, aber auch Sinnbild von Wachstum und blühendem Leben in einem an sich feindlichen Umfeld. Der erste Aspekt steht als Synonym für die postmortale, aber auch für die Lebendspende. In beiden Fällen muss eine lange anstrengende Wegstrecke zurückgelegt werden, die letztendlich im Schenken des(r) Organ(e) ihr Ziel findet.
Der Zweite Aspekt steht für den Organempfänger für den mit der Transplantation ein neues Leben beginnt.
Jeder Baum ist dabei das sichtbare Zeichen für das Leben bzw. für die neue Lebensqualität, welche die Organspender ihren Mitmenschen durch ihr Geschenk ermöglichen.
Der Baum ist aber auch ein realer Ort, an dem sich die Angehörigen erinnern können und somit eine Gedenkstätte für die verstorbenen Organspender.
In Lauf der Jahre soll so ein Netz aus Oasen entstehen, welche das gemeinsame Einstehen der Gesellschaft für die Organspende symbolisiert.
Mit Unterstützung der Landeshauptstadt Saarbrücken und der DSO (Deutsche Stiftung für Organtransplantation) konnte schließlich nach rund 15 Monaten die Einweihung der ersten „Oase geschenkten Lebens“ an der Wilhelm-Heinrich-Brücke feierlich begangen werden. Besonders schön, dass es klappte, sie wunderbar passend auf den bundesweit ausgerufenen Tag der Organspende 2015, den 6. Juni, zu datieren! Ein eigens vom Gesundheitsministerium erstellter, sehr ansprechender „Saarland-Flyer“ mit Grußworten von Gesundheitsministerin Monika Bachmann und der Oberbürgermeisterin der Stadt Saarbrücken Charlotte Britz machte die Aktion publik und ergänzte die Einladungen an die Gäste. Dabei sprach man in erster Linie die Angehörigen von postmortalen Organspendern, Lebendspender und auch Transplantierte an. Herzliche Einladung erging neben den vom IOS obligatorisch zu diesem Tag Geladenen aus Politik und Ärzteschaft auch an alle Transplantationsbeauftragten, sowie Krankenhausseelsorger des Landes.
Letztere Ansprache erfolgte durch Prälat Peter Prassel, der gemeinsam mit Christian Weyer, dem Superintendenten des Kirchenkreises Saar-West, einen ökumenischen Gottesdienst in der Basilika St. Johann als würdigen Auftakt für die besondere Aktion leitete. An dieser Stelle lieben Dank an IOS-Schirmfrau Ruth Meyer (MdL, CDU) für ihre Unterstützung.
Der Tag der Organspende, als jährlich größte Veranstaltung des IOS, stellte also dieses Mal, wie man sich leicht vorstellen kann, ganz besondere logistische Herausforderungen an das gesamte Team. Schon vor Tag machte man sich auf, um zeitig das Organspende-Aufklärungszelt in der Saarbrücker Fußgängerzone startklar zu machen. Bei Ankunft, war das THW bereits fleißig mit diversem Gestänge beschäftigt, um wie verabredet, gegen acht Uhr das Zelt einsatzfähig aufgebaut zu haben. Hier ein herzliches Dankeschön an das THW, auf das man sich schon seit vielen Jahren immer fest verlassen kann.
Nun galt es in Windeseile Dropflags zusammenzustecken, Plakate zu kleben, Papier-Decken anzubringen und schließlich die Tische mit Infomaterialien zu bestücken. Zwischenzeitlich kam willkommene Unterstützung von einer Mitarbeiterin der Lions-Hornhautbank, die gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung, sowie einer Promotorin der DSO bis ca. 11.30 die Stellung halten sollten.
Denn schon läuteten die Glocken der Basilika St. Johann, die das IOS zum Aufbruch bewegte. Schließlich gab es dort für einige auch noch einen Part zu übernehmen. Nur gut, dass es möglich war den „toten“ Baum, der einen wichtigen Baustein des Gottesdienstes darstellte, schon am Vortag in der Kirche zu deponieren.
Natürlich war der ökumenische Gottesdienst, von Hanna Schmitt gemeinsam mit den Herren Prassel und Weyer zusammengestellt, ganz auf das Thema: „Oase geschenkten Lebens“ abgestimmt. So drehten sich sowohl das Evangelium (Gleichnis vom barmherzigen Samariter, Lukas 10,25-37) als auch die hervorragende Predigt von Superintendent Christian Weyer um das große Thema Nächstenliebe. Er, dem die Frage Jesu: Wem bist du Nächster? nur eine Entscheidung lässt, nämlich für die Organspende, betonte dennoch am Ende wörtlich:
„Und auch wenn ich Gewissens-und Entscheidungsfreiheit anderer in dieser Frage nicht nur achte, sondern auch schütze, so stehe ich doch zu dieser persönlichen Entscheidung, die ich als Christ getroffen habe. Niemand möge sich von dieser Entscheidung unter Druck gesetzt fühlen. Was ich mir aber wünsche, dass sich alle Christinnen und Christen mit der Entscheidung über die Frage der Organspende ernsthaft auseinandersetzen und sich von Jesus im Rahmen dieser Entscheidung fragen lassen:
Wem kannst Du Nächste oder Nächster sein?
Der bereits erwähnte, „tote“ Baum kam dann, schon ein wenig belaubt mit ein paar unterschriebenen Organspendeausweisen, bei den Fürbitten erstmals zum Einsatz.
Durch jede einzelne, auf grüne Blätter geklebte Bitte, welche die Lektoren abschließend an den Baum hängten, wurde ihm symbolisch mehr und mehr Leben eingehaucht.
Nach dem gemeinsamen „Vater unser“, forderte Herr Weyer die versammelte Gemeinde auf, in Rücksicht auf die anwesenden Transplantierten, sich den Frieden mittels einem Kopfnicken, statt dem sonst üblichen Händedruck zu wünschen. – Eine schöne Geste!
Nach einem wunderbaren Segen, der u.a. Organe, Gliedmaßen, Haut, Gefühle, Schönheit und Schlaf der Festgemeinde einzeln bedachte, vollendete das berauschende Orgelspiel des berühmten Organisten und zugleich Kantor der Basilika St. Johann, Bernhard Leonardy den rund 45-minütigen Gottesdienst.
Während man drinnen noch zum Erinnerungsfoto mit Ministerin Aufstellung nahm, versammelten sich die Gottesdienstbesucher draußen zum gemeinsamen Fußmarsch in Richtung Wilhelm-Heinrich-Brücke. Bei strahlendem Sonnenschein setzte sich der Zug schließlich mit allen Beteiligten in Bewegung. Währenddessen waren von Seiten der Stadt Saarbrücken alle Vorkehrungen für eine reibungslose Einweihung der ersten „Oase geschenkten Lebens“ getroffen worden. Um den bereits gepflanzten Baum, einem japanischen Schnurbaum, standen alle Utensilien für den feierlichen symbolischen Akt bereit, auch die Gedenktafel der Stele, war noch mit weißem Tuch verhüllt. Gerade noch rechtzeitig stieß, wie versprochen Nadine Schön (MdB, CDU), IOS Schirmfrau 2012/13, zur versammelten Gruppe.
Nun konnte es endlich losgehen! Klaus Schmitt begrüßte alle Anwesenden ganz herzlich, bedankte sich für die rege Teilnahme und erklärte zunächst das Projekt. Dann ergriff Gesundheitsministerin Monika Bachmann das Wort:
„Wir würden heute nicht hier stehen, gäbe es Hanna und Klaus Schmitt nicht, die sich mit ihrer wunderbaren Idee, Orte des Gedenkens und des Dankes an saarländische Organspender und Organspenderinnen und deren Angehörige zu schaffen, vor geraumer Zeit an das Gesundheitsministerium gewandt hatten…“. Dabei lobte sie die Selbsthilfe Niere Saar e.V., die seit vielen Jahren hoch engagiert für die Belange der Dialysepatienten, Nierentransplantierten und für die Aufklärung über Organspende und Transplantationsmedizin im Saarland auftritt. Sie bedankte sich herzlich bei Niere Saar für die Anregung zu dem Projekt: „Oasen geschenkten Lebens“ und der Deutschen Stiftung für Organtransplantation DSO für ihre Unterstützung.
Zum Projekt selbst erklärte Ministerin Bachmann u.a.:
„Ohne die Mitmenschlichkeit und das gelebte Verantwortungsbewusstsein der Spender könnte den Patienten nicht geholfen werden. Deshalb wollen wir die Organspender in ehrendem Andenken behalten und in der Landeshauptstadt ein Zeichen setzen. Die Aktion soll deutlich machen: das Thema Organspende geht alle an und jeder von uns kann jederzeit mit diesen Fragen konfrontiert werden. Wir müssen beim Werben um mehr Spendenbereitschaft auch neue Wege gehen.“
Eine besondere Freude und Ausdruck großer Wertschätzung erfuhren die Initiatoren durch das persönliche Dabeisein der neuen geschäftsführenden Ärztin der DSO Region Mitte, Frau Dr.med. Ana Paula Barreiros, die erst drei Wochen zuvor diese Position übernommen hatte.
Glücklich darüber ihren Einstand im Saarland mit einer solch großartigen Aktion geben zu können, ließ sie es sich natürlich nicht nehmen aktiv an der Einweihungsfeier teilzunehmen.
Sie freute sich mit den Initiatoren über die große Resonanz, lobte das gelungene Projekt und malte in ihrer Rede mit lebhaften Gesten Zukunftsszenen an dieser Stätte aus, z.B. wie sich nach vielen Jahren unter der Schatten spendenden Krone des Baum eine Schar großer und kleiner Menschen im Gedenken an die Organspender tummeln. In wahrer Begeisterung, die nicht zu übersehen war, versprach sie allen von dieser tollen Sache zu erzählen.
Bevor man dann zur feierlichen Tat schritt fand in Vertretung der Oberbürgermeisterin der Stadt Saarbrückern Charlotte Britz, Bezirksbürgermeisterin Christa Piper ebenfalls anerkennende und lobende Worte für die Gedenkstätte. Dabei betonte sie, dass die Stadt Saarbrücken sehr gerne die Fläche für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat und auch in den folgenden Jahren weitere Flächen zur Verfügung stellen und selbstverständlich auch die entsprechende Pflege der Bäume übernehmen wird.
Zum symbolischen Akt der Baumpflanzung übergab Klaus Schmitt die Schaufeln allesamt in weibliche Hände. So verteilten Ministerin Monika Bachmann, Dr.med. Ana Paula Barreiros, Bezirksbürgermeisterin Christa Piper, sowie IOS-Schirmfrau Ruth Meyer auf Kommando für die gezückten Kameras ihren Teil fruchtbare Erde um den Baum. Das erste Angießen übernahmen Hanna und Klaus Schmitt.
Für die feierliche Enthüllung der Gedenktafel zeigten sich Frau Martina Muscalla (Mutter einer postmortalen Spenderin) und Hanna Schmitt (Lebend-Nierenspenderin an ihre Tochter) gemeinsam verantwortlich. Nach dem Verlesen des Textes: In dankbarer Erinnerung an alle saarländischen Organspenderinnen und Organspender, die ihren Mitmenschen Chance und Hoffnung auf ein neues Leben geschenkt haben, wurde das Tuch entfernt und die Tafel unter Applaus der Umstehenden für alle interessierten Betrachter freigegeben.
Anschließend verweilte man noch eine Zeit lang für Fotos, Interviews und zum Gedankenaustausch an der neu eingeweihten Stätte. SR3 berichtete dazu live vor Ort.
Das IOS Team machte sich schließlich auf in Richtung Fußgängerzone, wo es für den Rest des Tages interessierten Passanten zum Thema Organspende Rede und Antwort stand.
Der Baum, der unmittelbar nach dem Gottesdienst von helfender Hand an das Aktionszelt transportiert wurde, zog wegen seines ungewöhnlichen Blattwerks (Organspendeausweise) viele neugierige Blicke auf sich. Dank der vielen Besucher, die bereit waren ihre positive Entscheidung zur Organspende so kund zu tun, leuchtete der Baum am Ende der Aufklärungsaktion in vollem Grün in der Nachmittagssonne.
Pünktlich 17.00 Uhr rückte das zuverlässige THW-Team wieder an, um die Zelte, wie verabredet abzubrechen. Rasch verstaute man alles in Taschen, Kisten und Kasten, so dass der Urzustand des Platzes zügig wieder hergestellt war.
Klaus und Hanna Schmitt bedankten sich herzlich bei dem IOS im Einsatz, sowie bei den Partnerinstitutionen und luden zur Stärkung mit Pizza und Pasta ein.
So genoss man gemeinsam noch einen erfrischenden Drink am Platz und ließ wie gewohnt, den ganz besonderen Tag verdient in einer Saarbrücker Pizzeria ausklingen.

Hanna Schmitt