as Projekt "Oase geschenkten Lebens" wurde im Jahr 2015 begonnen und in diesem Jahr fortgesetzt. Eine weitere Gedenkstätte für die saarländischen Organspenderinnen und Organspender fand am 22. Mai 2016 in der Stengelanlage am Ludwigsplatz in Saarbrücken ihren Platz. Die Initiative zu diesem Projekt stammt vom Infoteam Organspende Saar (IOS), einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Selbsthilfevereine Niere Saar e.V.
und Junge Nierenkranke Deutschlandland e.V. . Das Team hat sich zur Aufgabe
gemacht, die saarländische Bevölkerung für das Thema Organspende zu
sensibilisieren und umfassend darüber aufzuklären. Man ist davon überzeugt,
dass eine positive Einstellung der Menschen zur Organspende zum einen durch Aufklärung und zum andern durch eine Kultur des Dankens und Gedenkens an die Spender und ihre Familien gefördert wird. Um den zweiten Aspekt nach vorne zu
bringen, wurde, angeregt durch den "Park der Organspende" in Halle, in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ein Konzept erarbeitet. Es sieht vor, in der Landeshauptstadt Saarbrücken an exponierten Punkten Erinnerungsstätten für Organspender einzurichten, sogenannte "Oasen geschenkten Lebens". Die Stadt Saarbrücken stellt die erforderlichen Flächen dafür zur Verfügung und übernimmt auch die Pflege der Erinnerungsstätten.
Oasen sind Sinnbild für Wachstum und prosperierendes Leben in einem an sich lebensfeindlichen Umfeld. Diese Beschreibung kann man auf die Situation der Organspender und Organempfänger übertragen. Der Spender ist auf seiner Reise gestorben und ermöglicht durch seine Spende neues Leben. Bei der Lebendspende begibt sich der
Spender auf einen langen, von Zweifeln, Ängsten und Hoffnung begleiteten Weg, dessen Ziel die Spende ist, die neues Leben schenkt. Ein besonderer Dank gilt allen Spendern und Ihren Familien, die der Organentnahme bei einem lieben
Angehörigen zugestimmt haben und den Lebendspendern, die durch großen Mut und Selbstlosigkeit einem ihnen nahestehendem Menschen ein neues Leben geschenkt haben.
In diesem Jahr standen die Aktivitäten zur "Oase geschenkten Lebens" unter dem Motto "Herz verschenken". Vom 10. bis zum 30. Mai war in der Ludwigkirche in Saarbrücken die Wanderausstellung "Herz verschenken" der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz zu sehen. Die Foto-Ausstellung "Herz verschenken" möchte bei den Betrachtern einen
Denkprozess anstoßen und sie ermutigen, eine Entscheidung zu ihrer eigenen Spendebereitschaft zu treffen. Die Porträts Betroffener, die der Künstler Michael Hagedorn in ihrer vertrauten Umgebung zu Hause professionell in Szene gesetzt
hat, ermöglichen Außenstehenden durch ihre Authentizität Zugang zu diesem komplexen Thema. Am 11. Mai fand die Vernissage zur Ausstellung statt. Mit dieser Veranstaltung wurde speziell medizinisches Personal angesprochen, da die
Einweihung direkt im Anschluss an das "Curriculum für Transplantationsbeauftragte im Saarland" (9.05 bis 11.05.2016) platziert wurde. Die Eröffnungsansprachen beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Kirchenrat Frank Matthias Hofmann, Beauftragter der evangelischen Kirchen im Saarland, betonte die grundsätzlich positive Haltung der
christlichen Kirchen, welche die Organspende als Akt der Nächstenliebe ansehen. Er machte aber auch deutlich, dass die Entscheidung für das "Für" oder "Gegen", eine ganz persönliche Entscheidung ist, die ohne gesellschaftlichen oder moralischen Druck fallen muss. Herr Sanitätsrat Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer im Saarland, ging anschließend auf die Unregelmäßigkeiten im Transplantationsbereich in den letzten Jahren ein, die dem Vertrauen in die Organspende in Deutschland erheblich geschadet haben. Umso wichtiger sind für Ihn Veranstaltungen, die die Situation aller Beteiligten (Wartende, medizinisches Personal, Angehörige ...) in den Fokus stellen und eine sachliche Auseinandersetzung fördern. Frau Dr. med. Ana Paula Barreiros, geschäftsführende Ärztin der DSO Region Mitte, führte anhand mehrerer Beispiele von Porträtierten in die Ausstellung ein. Für Sie ist besonders wichtig, dass das Thema Organspende durch die Porträts Gesichter und Namen bekommt und so zu einem Teil unseres jetzigen Lebens wird.
Zum gleichen Thema "Herz verschenken" fand am Sonntag, den 22. Mai um 10:00 Uhr ein Gottesdienst in der Ludwigskirche statt. Der Gottesdienst wurde durch Herrn Ulrich Seibert, Kantor der Ludwigskirche an der Orgel und den Tenor, Herr Michael Hasselberg begleitet. Dies verlieh dem Gottesdienst einen sehr feierlichen Rahmen. In diesem Gottesdienst konnten sich Angehörige von Organspendern, Lebendspender, Organempfänger, Menschen auf der Warteliste und alle Unterstützer gemeinsam erinnern und "Danke"
sagen. Die Besucher erlebten einen ergreifenden Gottesdienst mit vielen bewegenden Momenten. So trug zum Beispiel der herztranplantierte Autor Günter Hamann als Lesung eine Passage aus seinem Buch "Dein Herz in meiner Brust" vor. In seiner sehr anspruchsvollen Predigt über das Herz aus biblisch-theologischer Sicht kam Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann zu dem Schluss, dass das Herz von der Liebe Gottes geprägt wird, die das Siegel ist auf das, was er uns in seinem Bund mit uns Menschen versprochen hat. Ein Leben in der Nächstenliebe, in Frieden, Gerechtigkeit- und Menschlichkeit. So könne all unser Überlegen auch zum Thema Organspende im Lichte der Liebe Gottes in
Jesus Christus besehen werden. Ob man schon zu Lebzeiten zum Beispiel für einen
kranken Ehepartner oder ein krankes Kind eine Niere spendet, sei eine Gewissenfrage. Wer ein Organ lebend spendet, so Hofmann, gibt einen Teil seiner Lebenskraft an einen anderen in Liebe ab und erfährt in der Dankbarkeit des Organempfängers wiederum die Liebe dessen, dem geholfen werden konnte. Sein Fazit, bezugnehmend auf Jesu Gleichnis von der wunderbaren Brotvermehrung, ist, das wenn man etwas gibt, auch etwas zurückbekommt. Durch Teilen erhält man
nicht weniger, sondern bekommt mehr. Ein Mehr an Liebe und Menschlichkeit, dass wir in diese oftmals so zerrissene Welt hineinbringen und so für eine Gesellschaft mit einem menschlichen Antlitz sorgen. "Deshalb", so Hofmann wörtlich, "habe ich seit 2011 einen Organspendeausweis, den ich stets mit mir führe". Abschließend betonte er, dass es sein Wunsch sei,
dass sich alle Christinnen und Christen mit der Entscheidung über die Frage der Organspende ernsthaft auseinandersetzen und sich von dem Doppelgebot der Liebe her, Gott und den Nächsten so zu lieben wie sich selbst und mit ganzem Herzen
und ganzer Lebenskraft dem Wort Gottes nachzufolgen, im Rahmen dieser Entscheidung fragen lassen: "Wem kannst Du Nächste oder Nächster sein?" Die sich anschließenden Einweihungsfeierlichkeiten zur zweiten "Oase geschenkten Lebens" wurden mit dem, von dem saarländischen Musiker Oku, eigens dafür getexteten und komponierten Song "Herz zu
verschenken" live, zusammen mit Lisa an der Geige, eingeleitet. Danach begaben sich die über 80 Besucher gemeinsam in die nahe gelegene Stengelanlage. Herr Klaus Schmitt, 1. Vorsitzender von Niere Saar e.V., begrüßte alle Gäste an
der Gedenkstätte und übergab nach kurzen einleitenden Worten an Herrn Dr. Lamberty. In den Ansprachen von Herrn Dr. Thomas Lamberty, Vertreter des Gesundheitsministeriums, Herrn Thomas Brück, Vertreter der Stadt Saarbrücken,
Frau. Dr. Ana Paula Barreiros von der DSO, Herrn Landrat Udo Recktenwald, Schirmherr der IOS Aktionen 2016 und 2017 und Frau Graciela Bruch, Vorstandsmitglied der Globus Stiftung, war man sich einig, dass solche Veranstaltungen und symbolischen Akte notwendig sind, um das Thema Organspende in der Bevölkerung, aber auch bei dem medizinischen Personal ins Bewusstsein zu rücken, um so einen intensiven Diskussionsprozess anzustoßen. Ein besonderer Dank ging an das Infoteam Organspende Saar für die beispielhafte Initiative und an die Hauptorganisatoren Frau Hanna Schmitt, Beirat für Organspende im Vorstand Niere Saar und Herrn Klaus Schmitt, 1. Vorsitzender Niere Saar e.V. Die offiziellen Gäste pflanzten darauf in einer gemeinsamen Aktion den bereitgestellten Lebkuchen Baum. Anschließend enthüllten Frau Andrea Müller, die mit ihrer Familie der Organspende ihres verstorbenen Sohnes zugestimmt hatte und Frau Hanna Schmitt, die ihrer ältesten Tochter eine Niere geschenkt hat, die Stele. Das Verlesen der Gedenktafel-Inschrift durch Frau Schmitt
bildete den Abschluss der Feier.
"Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird."
Antoine de Saint-Exupéry
In dankbarer Erinnerung an alle saarländischen Organspenderinnen und Organspender,
die im Jahr 2015 ihren Mitmenschen Chance und Hoffnung auf ein neues Leben geschenkt haben.
22. Mai 2016"
Bei einem kleinem Umtrunk in der Ludwigskirche gab es noch ausreichend Gelegenheit zum Austausch und zum Betrachten der Ausstellung unter dem Eindruck des gerade erlebten. Besonderer Dank gilt allen, die diese Veranstaltung ermöglicht haben: Herrn Kirchenrat Hofmann, der evangelischen Kirchengemeinde Alt Saarbrücken , dem Ministerium für Soziales m, Gesundheit, Frauen und Familie, der Stadt Saarbrücken , der Globus Stiftung und der Initiative Organspende Rheinland Pfalz.
Hanna Schmitt